[Gastartikel]
Letztens habe ich nicht schlecht gestaunt, als bei uns das Telefon klingelte und ich den Anruf in meinem Büro annahm. Die Telefonnummer konnte ich dort nicht sehen, sonst wäre ich wohl erst gar nicht rangegangen.
Jedenfalls meldete sich am anderen Ende der Leitung ein Mann in gebrochenem Englisch (à la “Du wolle Rose kaufe?”), und berichtete mir, er sei vom Windows Sicherheits-Support-Service (oder so ähnlich). Angeblich hätten sie auf meinem Rechner Junkfiles (?) entdeckt, die sofort entfernt werden müssten. Firewalls und Virenscanner würden diese “bösen Dateien” nicht erkennen.
Prinzipiell ist dabei erst mal zu sagen, dass Junk-Dateien “nur” Datenmüll sind. Meist handelt es sich dabei um temporäre Dateien, die z.B. nach einer Softwareinstallation nicht gelöscht wurden.
Nichtsdestotrotz wies mich der vermeintliche Supportler also zunächst an, über diverse Tasten-Shortcodes den Eventviewer zu starten und ihm mitzuteilen, wie viele Warnungen und Fehler dort angezeigt würden. Das machte mich schon etwas stutzig. Die Masche ist aber nicht schlecht, da viele User den Aufruf “eventvwr” für dieses Windows-Tool wohl gar nicht kennen. Hört sich jedenfalls auch erst mal wichtig an und Warnungen oder Errors sind meistens auch dort zu finden. Also genau richtig, um den völlig überraschten User zu verunsichern.
Nachdem ich ein paar Rückfragen gestellt hatte, wurde mein “Gesprächspartner” langsam etwas schroffer, lauter und auch etwas ungeduldig. Dies wiederum veranlasste meinen Zeigefinger irgendwie dazu, die Auflegtaste des Telefons zu bedienen. Weg war er, Pech. Das hielt ihn aber nicht davon ab nochmals anzurufen – aber erfolglos.
Ich habe daraufhin beim richtigen Microsoft-Support angerufen, und die wussten schon von diesen Telefonanrufern. Die Telefonisten versuchen dabei an Kreditkarteninformationen und ähnliches heranzukommen.
Ich gab der netten Damen die Rufnummer des ominösen Supportlers, da gegen diese Machenschaften schon juristisch vorgegangen wird. Eine kurze Recherche ergab, dass der Anruf aus Laos kam. Mir war bis dahin gar nicht bewusst, dass dort ein Windows-Support beheimatet und auch für deutschsprachige Länder zuständig ist…
Daten habe ich natürlich vorher keine weitergegeben. Aber es ist schon ätzend, dass der Typ meine private Telefonnummer und den vollständigen Namen kannte. Wahrscheinlich auch die Adresse, obwohl wir mit dieser nicht im Telefonbuch stehen. Aber da hilft dann ja zur Not noch die deutsche Impressumspflicht weiter.
Wie sieht es damit bei Euch aus?
Habt Ihr auch schon solche oder ähnliche Anrufe bekommen?
(Stephan)
Ähnliche (aber nix mit Computern), die Leute wissen dann zwar meine Nummer iwo her, aber sie wissen nicht, WER da abnimmt… :mrgreen:
Und so einen Laoten, den würde ich “mit links zum Frühstück” bearbeiten, der ist mir gar nicht gewachsen, das kannst du mir glauben.
Ich war mal um 1995 bei meiner inzwischen verstorbenen Tante zu Beuch, bei der hatte des öfteren eine gestörte Frau angerufen und Obszönitäten verbreitet. Meine Tante war nun nicht dumm und ei-lich ziemlich schlagfertig, das hat sie aber doch sehr gestört.
Beim nächsten Anruf bin ICH ans Telefon gegangen – es WAR die “obszöne”. Die hab´ich fertig gemacht, die ist gar nicht recht zu Wort gekommen. Da habe ICH mal ein paar Obszönitäten losgelassen – sowas hatte die sicher noch nie gehört…
Die hat NIE wieder bei meiner Tante angerufen!
Einzigste Möglichkeit bei z.B. diesem Laotenanruf: “Lüg mich nicht so dreist an, ich bin nicht so bescheuert wie du! Ich hab gar keinen Comp, und auf dem ist Linux installiert. Schönen Tag noch…”
Auflegen, noch´n bißchen auf den Blödmann schimpfen, Artikel schreiben über “Blöd-Doofe am Telefon”, feddich. :mrgreen:
Die finden echt immer neue Wege die Leute zu bescheißen! Das ist so traurig. Das schlimme ist, man kann so gut auf seine Daten aufpassen wie man will… sie landen ja doch alle im Netz, weil dauernd Unternehmen gehackt werden, wo man sich eigentlich sicher fühlte…
Um mal Sony als Beispiel zu nehmen… wobei es da auch viele andere Online Shops gibt…
Traurig traurig….
Auf die ein oder andere Abzock-Masche (z. B. per Mail) hat man sich ja schon eingestellt. Aber wenn man “direkt” Kontaktiert wird (ohne “Vorwarnung”), dann muss man sich erstmal “sammeln”.
Der Typ hat übrigens bis jetzt nicht mehr angerufen.
@Stephan, all: ich hab da vielleicht ein gewisses “Grundmißrauen”, wenn ein total Unbekannter anruft und mir was “erzählt”. SO viele Anrufe krieg ich nicht, und wenn ich mutmaße, “Werbung” dann gehe ich den vierkant an.
Das sind ja keine Nobelpreisträger, sonst würden sie einen anderen Job machen. Die lesen vom Blatt ab oder haben iwas auswendig gelernt.
“Wer sind sie, was wollen sie mir verkaufen, von was wollen sie mich überzeugen?” – dann ist so einer schon aus dem Konzept gebracht, weil sein “gelerntes” nix mehr nützt.
Meist sehen die dann schnell ein: “Da ist nix zu holen…” und das Gespräch ist zu Ende. Kabel D versuchts auch immer wieder – beim letzten Mal hat der angerufen, als ich eh schon wegen was anderem sauer war, und wollte mich vollsülzen.
Den Ärger habe ich dann gleich bei ihm abgeladen und gemeint: “WENN ich was von Kabel D will, dann schaff ich das schon, selber da anzurufen. Und: was ihr mir am Telefon erzählt, das glaub´ich sowieso nicht. Ende.”
Ganz sicher ist man nie vor Abzockern, mich hat auch einer mal “gahackt” – für 140,- hat der sich schwachsinnge Spiele auf meine Kosten runtergeladen.
Da hab ich gleich dieses “Premium-Dingens” bei T-Online gekündigt und mir das per Mail bestätigen lassen und diverse Passwörter geändert.
Anzeige o.ä. habe ich nicht gemacht, da ärgert man sich nur schwarz – und ob das Geld zurück kommt ist höchst fraglich. Also: abhaken, vorsorgen für später, kein gutes Geld (für´n Anwalt) dem schlechten nachwerfen.
Seitdem ist nix mehr passiert.
Ji JürgenHugo, Timo und Stephan
– Stephan zuerst, denn DANKE für deinen erneuten Gastartikel. Freue mich über jeden Artikel der hier publiziert wird, denn es ist und bleibt ja schließlich das “offene Blog”. Mal abgesehen von den zahlreichen SEO-Anfragen die ich bekomme und dergleichen… ;)
Und nein, einen solchen Anruf habe ich noch nicht erhalten. Zwar schon über Telefon Anfragen bekommen, ob ich gerne Wein und so Zeug kaufen will, aber aus Laos hat sich bei mir noch keiner gemeldet! :D
– Timo, ja… es ist einfach traurig so etwas. Auch wenn unsere Generation – mehr oder minder – dagegen schon immun ist, so fallen doch vor allem ältere Mitmenschen und Omas und Großväter eher mal drauf rein. Das ist einfach nur traurig und beschämend, dass es solche Leute gibt.
– JürgenHugo, die kriegt man sicherlich schnell aus der Fassung gebracht. Nur meist fallen einem leider die besten Sprüche erst nachher ein. “Och Mensch, ich hätte dieses oder jenes sagen sollen…”. Aber ab und an hat man auch gleich das passende parat – du wohl ein wenig öfter! :D
“…du wohl ein wenig öfter!”
Letztens war ein Vorwerk-Vertreter bei mir – der war erst ganz verwundert, das ihn ein älterer Herr im T-Shirt in Bayern in “ungefähr seinem Dialekt” bergrüßt hat (Vorwerk = Wuppertal)
“Woo ist denn die Hausfrau?”
“ICH bin die Hausfrau!”
“Äääh, ich hätte da…”
“NEIN!”
“Aber ich führ ´ihnen das gerne vor…”
“NEIN!”
“Aber der Staubsauger…”
“Ist gut, ist teuer, ist schnell – weiß ich alles, ich will ihn trotzdem nicht. Weil ich einen kleinen, billigen und langsameren habe – der reicht. Dafür hab ich mehrere Computer.”
Er wollte noch was sagen, aber:
“Hier ist nich so doll gesaugt, das weiß ich selber – ich mach das nicht so oft. Und SIE machen das jetzt auch nicht, auf Wiedersehen!”
Der war ja nicht unverschämt, also habe ich das alles mit relativ freundlichem Gesicht gesagt – kleine Unterhaltungen an der Tür gehen auch mal.
“Lästige Nerver” werden gleich abgefertigt – Zeugen Jehovas z.B.
“Wir sind…”
“Wollen sie mich missionieren? Ich glaub an garnix.” Wortlos die Türe zu.
Leute, die Päckchen bringen, werden aber immer freundlich begrüßt – selbst wenn mich eine DSL-Frau aus dem Bett klingelt und ich nur in Boxershorts ohne Brille an die Tür renne (sonst ist die nämlich weg, und ich darf am nächsten Tag zur Post latschen) – den leicht bekleideten Hugo muß sie eben abkönnen.
Ich nehme auch Sachen für die Nachbarn an – ein RIESIGER Teppich war mal dabei. Die Nachbarn helfen mir ja auch mal.
Als mir der Comp nach der Garantie-rep der Graka zu schwer war (der wiegt über 20 kg) habe ich den Sohn vom Unterbarn gefragt, der war MIT Comp schneller, wie ich ohne im ersten Stock…
Sonstige Kosten hatte ich nicht, weil ich den mit einem “kleinstabilen” Wägelchen die paar Hundert Meter abgeholt hatte. Da hab ich dem halt mal 5,- gegeben, die helfen mir auch sonst mal, wenn ich frage.
Wer nicht superstark ist, der muß halt den Mund aufmachen…
Ich muss mal sagen… der Hugo ist sympathisch =) :D
@Timotime:
Ja, ja – BIS ich mal bei dir klingele: “Hömma, ich hab´einen gaaanz schweren Sack auf meinem Wägelchen, der wiegt über 100 kg. Kannst du den mal eben in den 3. Stock tragen? Der soll zu einem, der weiter oben wohnt!” :-P
Aber du bist sicher stark und würdest gegenfragen: “Was soll ich denn mit der anderen Hand noch mit hochtragen?” :mrgreen:
Hi JürgenHugo und Timo
Ja, Timo… ich stimme dir zu. Und JürgenHugo, allerherzlichsten Dank für deinen zweiten Kommentar hier drüber. Einfach nur herrlich, einfach nur JürgenHugo! :)
Euch beiden einen guten Start in die Woche, Alex
Das ist ja ein dickes Ding. So einen Anruf habe ich zum Glück noch nie erhalten. Aber leider gibt es ja immer wieder Leute, die auf soetwas herein fallen.
@Aufschnürer: Ja, in der Tat scheint es sich zu lohnen, so etwas aufzuziehen.
Stephan, und leider gibt es eben auch die Menschen, die das ohne Skrupel durchziehen. Ich könnt’s nicht! ;)
Solltest Du einmal einen Aufsatz über die deutsche Impressumspflicht schreiben, dann kannst Du Dir gerne Input von mir holen …
@Ralf: Das habe ich zwar noch nicht in Erwägung gezogen, aber “Impressumspflicht” und deren Datenpotential für solche Aktionen ist ja auch so ein Thema, das man weit über Blogs, Facebook und co. ausdehnen könnte.